Wenn Worte meine Waffe wären

Aamand, Kristina, 2018
Bücherei Internetcafé Korneuburg
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7915-0098-0
Verfasser Aamand, Kristina Wikipedia
Beteiligte Personen Brauns, Ulrike Wikipedia
Beteiligte Personen Ehlers, Sune Wikipedia
Schlagworte Islam, Gewalt, Krankheit, Kopftuch, Dänemark, Trauma, Flüchtlinge, Stressbewältigung
Verlag Dressler
Ort Hamburg
Jahr 2018
Umfang 271 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Kristina Aamand. aus dem Dän. von Ulrike Brauns. Mit Ill. von Sune Ehlers
Illustrationsang Ill.
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Christina Rademacher;
Dass sie nicht weiß, worüber sie schreibt, kann man Kristina Aamand, die zwölf Jahre lang als Krankenschwester und Sozialarbeiterin für ethnische Minderheiten gearbeitet hat, nicht vorwerfen. Die Erfahrungen, die sie in diesen Berufen gesammelt hat, bilden die Grundlage für einen nicht nur inhaltlich dichten und plausiblen, sondern auch sprachlich eindringlichen und gestalterisch überzeugenden Debütroman.
Von der Macht der Worte spricht nicht nur der Name der Protagonistin Sheherazade, sondern auch deren Leidenschaft für selbstgeschriebene und gezeichnete Zines, die von der Illustratorin Sune Ehlers als Collagen gestaltet und zwischen die Kapitel eingestreut wurden. Sheherazade wurde der Drang zum Schreiben in die Wiege gelegt, denn ihr Vater ist Schriftsteller. Doch seit er die Gräuel des Krieges am eigenen Leib erfahren hat, ist er verstummt und vom Produzenten zum schutzlos ausgelieferten Rezipienten geworden: Obwohl er mit seiner Familie schon vor zehn Jahren ins sichere Dänemark geflohen ist, kann der die Gräuel des Krieges keine Sekunde lang hinter sich lassen, sondern sieht sie sich pausenlos im Fernsehen an, bis ihn der Stress der Bilderflut mit Herzproblemen ins Krankenhaus bringt.
Dort möchte Sheherazades Mutter auch ihre Tochter sehen, nicht als Patientin, sondern als Ärztin. Sheherazade besucht deshalb ein Gymnasium außerhalb ihres Bezirks, in dem viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. Wegen ihres Kopftuchs gemobbt, ist sie auch noch aus einem anderen Grund verzweifelt: Sie hat sich in ein Mädchen verliebt und das bedeutet den Ausschluss aus der nach fundementalen Grundsätzen lebenden Gemeinschaft und die Verbannung in die Hölle.
Während sich Sheherazade ihre Probleme, die eigentlich die Probleme der anderen sind, zumindest in ihren Geschichten von der Seele schreiben kann, sucht ein Mädchen aus der Nachbarschaft, das jung verheiratet und vom Ehemann misshandelt wurde, vergeblich nach einem Ausweg. Knallhart und behutsam zugleich schildert Aamand das von rigiden Regeln bestimmte Leben in dem arabisch dominierten Stadtviertel Parkerne. Dabei gelingt ihr das Kunststück, einerseits die Perspektive der Ich-Erzählerin einzunehmen und andererseits die Welt, in der jene lebt, in viele Winkel hinein auszuleuchten. Zwar wird dort jegliche Selbstbestimmung im Keim erstickt, doch hat sie Sheherazade zumindest bislang auch ein Zuhause geboten.
In diesem Zuhause tun sich nun tiefe Risse auf. Zwischen Angst und Schuldgefühlen auf der einen und dem Wunsch nach Authentizität und Wahrhaftigkeit auf der anderen Seite sucht Sheherazade ihren eigenen Weg und findet dabei Unterstützung von einem, von dem sie es am wenigsten erwartet hat: ihrem Vater, dem Schriftsteller, der von den mächtigen Worten seiner Tochter an eine Zeit erinnert wird, in der man in seiner alten Heimat liberaler war als im heutigen Dänemark.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Martina Mansoor;
Über ein Mädchen, das ihr Leben selbst bestimmen will. (ab 12) (JE)
Sheherazade ist 17. Vor zehn Jahren ist sie mit ihren Eltern aus der Heimat vor Krieg und Verfolgung nach Dänemark geflüchtet. Die Familie ist nicht wohlhabend: Der Vater leidet immer noch unter den traumatischen Erlebnissen, die Mutter verdient etwas Geld als Putzfrau. Sheherazade ist der ganze Stolz und die Hoffnung ihrer Eltern. Ihr soll es einmal besser gehen, sie soll Ärztin werden und natürlich heiraten. Ganz selbstverständlich erwarten die Eltern von ihrer Tochter, sie nicht zu enttäuschen. Doch glücklich ist Sheherazade nicht bei dem Gedanken. Auch in der Rolle der braven, anständigen Tochter fühlt sie sich nicht wohl. Es fehlt ihr der Mut, dagegen aufzubegehren - bis eines Tages eine Begegnung alles verändert.
Sheherazades Geschichte ist provokant. Aamand nimmt kein Blatt vor den Mund. Jeder, ob konservativ, liberal, religiös, einheimisch oder fremd, wird daran wohl etwas auszusetzen finden. Die Autorin, welche selbst aus einer interkulturellen Familie stammt (ihre Mutter ist Dänin und Christin, ihr Vater Araber und Moslem), betont jedoch, dass Wahrheit subjektiv ist und dass man es nie allen recht machen kann. Was sie mit ihrem Buch bezweckt, ist ein Bild davon zu vermitteln, wie sich so ein Mädchen fühlen mag - und das ist ihr auch gelungen. Sie baut eine Brücke zwischen den Menschen und gibt uns die Möglichkeit, die Welt und die Gefühle durch die Augen von Sheherazade zu sehen.

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Quelle: STUBE (http://www.stube.at/);
Die 17-jährige muslimische Sheherazade lebt im Ghetto der Stadt, wo es oberste Priorität ist, nicht auf den Spitzen der Zeigefinger der Nachbarn zu landen. Ihr Vater leidet immer noch unter den Folgen des Krieges und wird zu Beginn des Romans mit Herzproblemen ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Ereignis, das auch den Anfang ihrer inneren und äußeren Rebellion markiert: Denn dort lernt sie Thea kennen, mit der sich eine ganz besondere, aber auch folgenschwere Freundschaft entwickelt. Bemerkenswert ist, dass nicht der Vater die vehemente Einhaltung der Regeln vertritt, sondern von der Autorin liberal und verständnisvoll gezeichnet wird. Anders als in Tausendundeiner Nacht drückt sich die Hauptfigur nicht durch das Geschichtenerzählen aus, sondern gestaltet sogenannte Zines: kleine Papierheftchen mit Fotomontagen, Collagen und Texten, die in den Fließtext eingearbeitet sind und ihren inneren Kampf widerspiegeln.
*STUBE*