Muss ich das gelesen haben? Was in unseren Bücherregalen und auf Literaturlisten steht - und wie wir das jetzt ändern

Reichl, Teresa, 2023
Bücherei Internetcafé Korneuburg
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7099-8176-4
Verfasser Reichl, Teresa Wikipedia
Schlagworte Literatur, Diversität, Autorinnen, Literaturkanon
Verlag Haymon
Ort Innsbruck
Jahr 2023
Umfang 230 Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Teresa Reichl
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Simone Klein;
Eine emotionsgeladene Replik auf den Literatur-Kanon. (PL)
Warum lesen wir zumal in den Schulen immer noch fast ausschließlich die Werke von weißen, christlich, cis- und hetero-orientierten Männern aus der Oberschicht, von Leuten also, die mit der Lebensrealität der meisten Menschen nichts zu tun haben und dennoch deren Weltsicht mitprägen? Und warum muss das Cover für ein Buch, das mehr oder minder unverhüllt zur Revolte gegen den »Kanon« aufruft, ausgerechnet in Rosatönen gehalten sein?
Im Buchinneren herrschen indes grellere Töne vor: Räumen wir nicht bald und gründlich mit den verstaubten und den ewig gleichen »kanonischen« Autoren auf, gefährden wir die Zukunft des Lesens, weil im Literatur-Kanon derselbe patriarchale diskriminierende Mechanismus wirksam ist, wie etwa bei den Themen »Frauen« oder »Migranten«. Darum entwirft Reichl beherzt einen Alternativ-Kanon, der gemeinhin unbekannte Werke von Frauen, Sinti*zzen und Rom*nja, behinderten, queeren Autor*innen, solchen jüdischer und islamischer Provenienz und der »Arbeiter*innenklasse« sowie Bi_PoCs listet, der auch auf ihrer Website samt Aufforderung zu Ergänzungen zugänglich ist. So exerziert die Autorin aktiv vor, dass es eine Offenheit braucht, um neue Bücher im literarischen Kanon zuzulassen. Sie stellt aber nicht die Frage, ob ein neuer (Gegen-)Kanon um überhaupt ein Kanon, also »Maßstab« zu sein nicht seinerseits irgendwann wegen Überfüllung die Offenheit wieder blockieren und so zur Zementierung andersgewichteter Vorurteile beitragen würde. Womit sich dann am Ende der Fahnenstange erneut die Frage stellen würde: Muss ich das gelesen haben?
Gewöhnungsbedürftig ist der an Jugendliche gerichtete und betont lockere Schreibstil, der vielleicht nicht ganz zum Thema, dafür aber gut zur Autorin passt, denn sie ist nicht nur Germanistin, sondern auch Poetry-Slammerin und Kabarettistin.