Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann : Erzählung ; mit einem Nachwort des Autors: Zehn Jahre später

Böll, Heinrich, 2009
Bücherei Internetcafé Korneuburg
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Medienart Buch
ISBN 978-3-423-01150-1
Verfasser Böll, Heinrich Wikipedia
Schlagworte Klassiker, Hoffnung, Treue, Stolz, Fastnacht, Weiberfastnacht
Verlag Dt. Taschenbuchverl.
Ort München
Jahr 2009
Umfang 145 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage Ungekürzte Ausg., 46. Aufl.
Reihe dtv
Reihenvermerk 1150
Sprache deutsch
Verfasserangabe Heinrich Böll
Annotation Quelle: Apropos. Straßenzeitung für Salzburg (http://www.apropos.or.at/);
Autor: Christina Repolust;
Die deutsche Großstadt war schon immer für kantige Charaktere gut. Hier treffen sich Beba, die Hure (so will sie genannt werden, Sexarbeiterin ist ihr zu wenig griffig), Isa, die Wohlstandsrevoluzzerin, und Innensenator Otten, der so schockgefroren lebt, dass es beinahe indiskret wirkt, seinen Vornamen zu erwähnen. Treffpunkt der drei Charaktere ist der Friedhof, genauer gesagt die Beerdigung des erschossenen Otten. Beba ist die Stärkste, sie hat in ihrer Heimat erlebt, wie ihr Vater hingerichtet wurde, mit den Tieren im Stall einfach verbrannte: Hätte er doch weiter Klavier gespielt, wäre er in der Stube geblieben, dann? Beba lernt die Charaktere der Menschen kennen, während Isa dabei ist, sich selbst zu finden: Im Hungerstreik für das Bleiberecht von Flüchtlingen im Zelt, später in der alten Fabrik, erkennt sie ihre Berufung. Und Otten? War mal ein Linksintellektueller, will kein Aufsehen, mag seine Kinder nicht besonders und liebt seine Frau: Beba spielt bei ihm zu Weihnachten Klavier, auch das rein platonisch-melancholisch. Drei Geschichten, Radikalisierung und Beheimatung sind in diesem Roman fein verwoben.
Katharina Blum, die Titelheldin der 1974 erschienenen Erzählung von Heinrich Böll "Die verlorene
Ehre der Katharina Blum", steht allein, wird in die Öffentlichkeit gezerrt: Der Boulevard hat sein Opfer, das er ausschlachtet. Blum ist mit einem Straftäter befreundet, das Boulevardblatt treibt sie als "Terroristenbraut" durch die Seiten, die Straßen, durch ihr bis jetzt ganz normales Leben. Hasspostings gab es damals noch nicht, doch anonyme Telefonate und Briefe schon, auch sie wirken zerstörend. Aus dem Alltag gezerrt, beschimpft und verbal misshandelt: So findet sich Katharina Blum in den Schlagzeilen wieder. Ihr Hass auf den Reporter eskaliert. Böll verwies im Vorwort darauf, dass zwar die Personen und die Handlung seiner Erzählung frei erfunden seien, die Ähnlichkeit des Boulevard-Blattes zur Bild-Zeitung weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich sei. Große Geschichten, die nicht nur in Großstädten funktionieren, vermutlich auch in Österreichs Kleinstädten, aber das ist jetzt eine andere Geschichte.
siehe auch: Ursula Fricker: Lügen von gestern und heute