Zeit der großen Worte

Günther, Herbert, 2015
Bücherei Internetcafé Korneuburg
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Medienart Buch
ISBN 978-3-8369-5757-1
Verfasser Günther, Herbert Wikipedia
Schlagworte Frauen, Krieg, Weltkrieg <1914-1918>
Verlag Gerstenberg
Ort Hildesheim
Jahr 2015
Umfang 314 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 3. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Herbert Günther
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Notburga Leeb;
Kriegsbegeisterung, Schützengräben, Verbrüderung zu Weihnachten 1914 an der Westfront, Gaskrieg, Steckrüben, schwertraumatisierte Soldaten, die von Frauen aufopfernd gepflegt werden das sind die Stichwörter, die diesen drei Jugendbüchern über den Ersten Weltkrieg gemein sind. Gegen die Brutalität und Unmenschlichkeit des Krieges wird die Liebe als einzig wirksame Gegenkraft gestellt die Liebe zu anderen Menschen ebenso wie die Liebe zur Kunst. Alle drei Bücher stammen aus Deutschland, das erklärt auch den für österreichische LeserInnen ungewohnten Rückbezug zur Sedan-Schlacht: Sarajevo ist aus dieser Perspektive weiter weg, die Habsburger nur eine Randerscheinung.
Herbert Günther erzählt in Zeit der großen Worte nachvollziehbar die Geschichte einer deutschen Familie zwischen 1914 und 1918 aus der Perspektive des 14-jährigen Paul. Die Kriegsbegeisterung seines Vaters und Bruders legt sich schon im ersten Heimaturlaub und weicht einer Verstörung: Verletzungen und Verluste sowie die furchtbare Alternative schießen oder erschossen werden machen schweigsam und unzugänglich. Die Familienmitglieder zuhause sind ganz mit der Bewältigung des Alltags in der Kleinstadt beschäftigt: das Warten auf Briefe, die Ungewissheit und zunehmende Not, in der man kaum das Nötigste zum Leben hat. Was wirklich Halt geben kann, sind die familiären Beziehungen sowie die Liebe, die zwischen den jungen Leuten entsteht und auf Standesunterschiede pfeift. Auch dass Paul die Welt der Bücher entdeckt, hilft ihm, die Kriegszeit zu überstehen.
In jedem dieser drei Bücher findet sich eine Zeittafel, wobei jene von Herbert Günther die ausführlichste und interessanteste ist, da sie von 1848 bis 1933 reicht und neben den kriegerischen Ereignissen auch Entwicklungen in der Kunstwelt anführt. Auch sein Glossar bietet die übersichtlichsten Informationen.
Der Krieg ist ein Menschenfresser stellt Ferdinand Frenzel, einen Jungen aus einer einfachen Leipziger Arbeiterfamilie, und Max Quinte, ein Bübchen aus besserem Berliner Haus, gegenüber. Beide sind an der Westfront, aber während der eine nach der ersten Ernüchterung versucht, den Krieg heimlich mit seiner Kamera zu dokumentieren, gerät der andere in die Abteilung des Scharfschützen Pfals, der Jagd auf Pazifisten innerhalb der Armee macht. Ist es Pfals oder ist es Max, der Ferdinand schließlich erschießt? Max verzweifelt an diesem Erlebnis, immerhin hat er Ferdinands Tasche gerettet und beiseite geschafft. Was aber darin ist und warum Pfals vor keinem Mittel zurückschreckt, um an die Tasche zu kommen, kann er erst nach einem langen Heilungsprozess, in dem seine Freundin Sophie eine zentrale Rolle spielt, herausfinden.
Der Blickwinkel wird in diesem Buch also vom Kriegsgeschehen zwischen verschiedenen Völkern hingelenkt auf das, was innerhalb der deutschen Armee, innerhalb der verschiedenen deutschen Lager an Feindschaft auftauchte.
Die Verbindung zum Heute schafft Feldpost für Pauline mit einer Feldpostkarte, die in einem alten Postsack kleben geblieben ist und erst knappe hundert Jahre später an Pauline, die Urenkelin der damaligen Adressatin Pauline, ausgeliefert wird. Das Mädchen des 21. Jahrhunderts spürt in den Erzählungen der Großmutter neugierig ihrer Herkunft nach. Während die moderne Pauline mit ihrer Begabung im Cellospiel hadert und sich dem Leistungsdruck entziehen möchte, der auch in ihre Liebesbeziehung einen Riss gebracht hat, rettet gerade ein Cello den Soldaten Wilhelm, den Verlobten der Pauline des Jahres 1916, aus den Kriegsgefahren. Durch die Parallele zum Heute gewinnt diese Erzählung Distanz zum Kriegsgeschehen und ist bei aller Spannung etwas leichter zu nehmen als die Texte, die sich direkt auf dem Schlachtfeld abspielen.
Deutlich wird mit diesem Text: Geschichtsbewusstsein kann am besten und eindrücklichsten über die persönliche Begegnung mit Zeitzeugen entstehen.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Ilse Hübner;
Eine Familiengeschichte aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. (ab 14) (JE)
"Helene hat gesagt, ich soll alles aufschreiben. Ich soll aufschreiben, was der Krieg mit unserer Familie gemacht hat." So beginnt Paul seine Familiengeschichte zur Zeit des Ersten Weltkrieges. 1914: Die Familie des 14-jährigen Paul ist vom Land in die Stadt gezogen, wo seine Mutter einen kleinen Lebensmittelladen betreibt. Es geht ihnen nicht schlecht. Nur Pauls Vater, ein Bauer und Landmensch, ist unzufrieden und tut sich schwer mit dem Stadtleben. Paul selber vermisst die dörfliche Geborgenheit, er ist ein Außenseiter in der Schule.
Es ist eine bewegte Zeit. Das Stummfilmkino hat Einzug gehalten, die ersten Autos fahren durch die Stadt, die ersten Telefone kommen in die reicheren Haushalte. Dennoch kann man die Unzufriedenheit der Menschen spüren. Dann die Schreckensnachricht aus Sarajevo: Das österreichische Thronfolgerpaar wurde erschossen. Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg und kurz darauf macht das Deutsche Reich, das mit Österreich-Ungarn verbündet ist, mobil. Der Erste Weltkrieg beginnt. Und somit auch der Leidensweg von Pauls Familie: Sein Vater und sein Bruder melden sich euphorisch als Freiwillige und ziehen mit den Ersten in den Krieg. Sei es doch ein Kinderspiel, die "bösen" Russen zu vertreiben. Zu Weihnachten wären sie wieder zu Hause. - Doch das soll sich nicht bewahrheiten.
Rings um sie werden immer mehr Menschen zu Witwen und Waisen, Armut und Hunger greifen um sich. Die letzten Kriegsjahre verbringen sie wieder im Dorf, doch auch dort hat sich vieles verändert. Max und Vater kommen sehr selten auf Fronturlaub nach Hause. Ihre Euphorie ist längst verflogen. Besonders Max verkraftet das Töten und den allzeit drohenden Tod nicht. In dieser schrecklichen Zeit lernt Paul Helene kennen, eine Buchhändlerin, die nicht nur eine sehr kluge Frau ist, sondern in ihm auch die Liebe zur Literatur weckt. Sein Anker in dieser Weltkatastrophe, um nicht weggespült zu werden.
Dieses Buch ist trotz der Katastrophe, die es schildert, ein stilles Buch. Aber genau diese ruhige, stille Erzählform schreit uns laut und unerbittlich an. Dieses Ertragen-Müssen, die Ohnmacht und das Grauen erschrecken. Die zarte Liebe, die dennoch wachsen kann, die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt berühren und geben Hoffnung. Eine Zeittafel zum Ersten Weltkrieg, ein Glossar und Angaben zu weiterer Literatur vervollständigen dieses Buch. Unbedingt lesenswert ab 14 Jahren!

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Quelle: STUBE (http://www.stube.at/);
Unter den heuer in beträchtlicher Anzahl erschienenen (deutschen) Jugendromanen, die sich den Ersten Weltkrieg als historischen Hintergrund wählen, weiß Herbert Günther am eindringlichsten eine fiktionale Familiengeschichte mit dem faktualen Moment geschichtlicher Ereignisse zu verknüpfen. Er lässt den 14-jährigen Paul Hoffmann erzählen, fächert aber mit Hilfe des sozialen Umfelds, in das er den Sohn eines Lebensmitteladenbesitzers stellt, eine Fülle an jenen politischen Positionen auf, die die prekäre Zeit der Jahre 1914 bis 1918 geprägt haben. Die Kriegserfahrungen von Pauls Bruder spielen dabei eine ebenso bedeutende Rolle wie Standeskonflikte oder erste Friedensbewegungen. Was ist ein Held, muss Paul sich immer wieder aufs Neue fragen. Und: Vielleicht ist es viel schwerer, kein Held zu sein?
*STUBE*