Die Braut. Radikal verliebt

Rinke, Claudia, 2018
Bücherei Internetcafé Korneuburg
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
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Reservierungen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-522-50590-1
Verfasser Rinke, Claudia Wikipedia
Schlagworte Religion, Islam, Radikalismus, Syrien, Naivität
Verlag Planet!
Ort Stuttgart
Jahr 2018
Umfang 269 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Claudia Rinke
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Franz Derdak;
Claudia Rinke hat als Juristin für internationale Anwaltskanzleien und die Vereinten Nationen gearbeitet. Nach einem Jugendbuch über den Dalai Lama legt sie nun einen Roman über ein hochaktuelles Thema vor, stilistisch ausgereift und inhaltlich authentisch.
Rinke erzählt aus der Perspektive der fünfzehnjährigen Berliner Schülerin Anna Neubauer. Diese lebt nach dem Tod ihres Vaters allein mit der arbeitslosen Mutter, in einem eher angespannten Verhältnis, weltanschaulich agnostisch orientiert. Am liebsten ist sie mit ihrer Freundin Kayla unterwegs, die aus einer türkischen Familie stammt, welche den Islam in einer relativ liberalen Weise lebt. Auf einer gemeinsamen U-Bahnfahrt begegnen den Mädchen auffällig orientalisch gekleidete bärtige Männer, die wie Kayla erkennt ein in der Salafistenszene verbreitetes Propagandalied für den gewaltsamen Dschihad gegen die sogenannten Ungläubigen singen und Flugblätter mit Kontaktinformationen verteilen. Während Kayla diese fanatische Aktion strikt ablehnt, ruft Anna aus Langweile die Seiten auf und abonniert weitere Infos. So kommt sie zunehmend enger in Kontakt mit einem für sie faszinierend aussehenden schwedischen Kämpfer in Syrien, mit dem sie immer intensivere Telefonkontakte pflegt. Sie folgt sich in ihrer Einsamkeit weiter isolierend seinen Anregungen, akzeptiert für sich muslimische Speise- und Bekleidungsvorschriften, liest im Koran und schließt sich endlich einer radikalen Islam-Gemeinde an, nachdem sie sich bei einer Propagandaveranstaltung (phonetisch das islamische Glaubensbekenntnis in arabischer Sprache nachvollziehend) als Muslima inklusive Namensänderung auf Aisha deklariert hat. So schlittert Anna/Aisha schließlich ohne Wissen von Mutter und Freundin in eine Schleppergruppe, die junge Menschen zum IS nach Syrien schmuggelt zu ihrem Chatpartner, der sie heiratet. Und nach dem Vollzug der Ehe seiner Herrschaft über sie brutal freien Lauf lässt. Die drastische Inhumanität dieser Fanatiker muss sie auch gegenüber versklavten Jesidinnen, Beuteopfern aus dem Irak, erleben. Nur unter gewaltigen Mühen und Kosten gelingt es kurdischen Widerstandskämpfern, das Mädchen unter Todesgefahr aus dieser fatalen Situation zu befreien.
Ausgezeichnet versteht es Claudia Rinke, den Sog der Propaganda aus Annas Sicht zu vermitteln und zu veranschaulichen, wie es möglich ist, dass sich junge Menschen auf diesen fatalistischen Todesweg begeben. Somit wünscht man/frau diesem Roman möglichst viele nicht nur jugendliche LeserInnen. Freilich sollte er auch in keiner öffentlichen Bibliothek/Schulbibliothek fehlen!

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Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp);
Autor: Martina Michaeler;
Anna, die Icherzählerin ist 15 Jahre alt. Gemeinsam mit ihrer Mutter lebt sie in Berlin. Anna hat die Nase voll: Sie vermisst ihren Vater, der vor wenigen Monaten gestorben ist. Ihre Mutter nörgelt permanent an ihr herum und kommt mit der eigenen Trauer nicht zurecht. Ihre Freunde haben sich von ihr entfernt. In der U-Bahn trifft sie auf junge Islamisten, die Flugblätter verteilen. Anna ist von der Ruhe und Sicherheit, die sie ausstrahlen fasziniert und beginnt, im Internet zu recherchieren. Sie findet ein Video von Abu Salman, einem jungen, blauäugigen und sehr gut aussehenden Schweden. Abu Salman lebt in Syrien und ist IS-Kämpfer. Abu Salman und Anna beginnen miteinander zu chatten. Er scheint Anna und ihre Probleme zu verstehen, baut sie auf, tröstet sie und macht ihr Komplimente. Anna fühlt sich verstanden und geborgen, seine Komplimente schmeicheln ihr.
Langsam und subtil beginnt er sie zu beeinflussen. Immer wieder erzählt er ihr vom wahren Glauben. Anna isst kein Schweinefleisch mehr und beginnt, den Koran zu studieren. Sie tritt heimlich zum Islam über und nimmt den Namen Aisha an. Sie bedeckt ihre Haare zuerst mit einem Schal und kauft sich dann einen Gesichtsschleier, den Niqab. Anna verstrickt sich immer mehr in ihre Geheimnisse. Die Mutter und ihre beste Freundin Kayla merken zwar, dass sie sich verändert, können sie nicht mehr erreichen. Kayla ist eine moderne junge Muslima. Sie achtet die Regeln, trägt jedoch kein Kopftuch und legt den Koran anders aus, als die Mitglieder des IS. Als Abu Salman Anna bittet, seine Frau zu werden, nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen und reist heimlich nach Syrien. Doch in Raqqa angekommen, lösen sich alle Versprechen in heiße Luft auf. Abu Salman entpuppt sich als despotischer, brutaler Mann, der sie ans Haus und an ihre Pflichten fesselt, ihr jede Würde nimmt und sie misshandelt. Anna muss der bitteren Wahrheit ins Auge sehen: Blauäugig und naiv ist sie in eine schreckliche Situation geraten.
Erschreckend realistisch beschreibt Claudia Rinke die Vorgehensweise des IS. Sie erklärt mit einfachen Worten, aber sehr gut und nachvollziehbar, wie die Seelenfänger Kontakt zu neuen Mitgliedern aufnehmen und diese nach und nach immer mehr beeinflussen. Der Roman wurde vom Schicksal junger Menschen inspiriert, die sich von islamischen Extremisten ködern und in die Kampfgebiete des Nahen Ostens locken lassen. Die perfide Propagandastrategie ist gezielt auf junge Menschen ausgerichtet. Besonders gerne wird im "Netz" nach Jugendlichen gefischt, die Antworten auf die Fragen des Lebens suchen, die sich Halt und Orientierung, Freunde und Liebe wünschen. Jugendliche, die sich in einer Krise befinden (Trennung oder Tod der Eltern, Mobbing, Schulstress, Liebeskummer oder Missbrauch, Unsicherheit, Depression) sind für die Ideologie besonders empfänglich. Männer werden durch schnell geschnittene Musikvideos mit Waffen, Panzerjeeps und Männern in Kampfmontur geködert, junge Frauen und Mädchen häufig von Männern, die gezielt nach einer Ehefrau suchen.
Wenn die jungen Menschen im Chat von sich selbst und ihren Problemen berichten, erfahren sie zunächst Zustimmung, Trost und Mitgefühl. Dann werden sie an die nächstgelegene Moschee vermittelt, wo der Übertritt zum Islam stattfindet. Das strenge Weltbild, sowie die Gleichgesinnten, die man im Internet findet, werden in einer komplexen, unübersichtlichen Welt als befreiend empfunden.
Eine mitreißende Geschichte für Jugendliche ab 12 Jahren.